Thema des Monats:
Netzentgelt Wasserstoff-Kernnetz
Bio-LNG ist ein absolutes Nischenthema. Bei Schwerlastwagen ist es im Grunde die einzige aktuell verfügbare Dekarbonisierungsoption. Aber politisch ist dies nicht wirklich gewollt: Weder bei der LKW-Maut noch bei den Flottengrenzwerten für die THG-Emissionen findet die CO2-Neutralität des Kraftstoffes Berücksichtigung. Da im Motor CH4 verbrannt wird, kommt aus dem Auspuff CO2. Dass dieses CO2 – oder sogar mehr CO2 – vorher im Produktionsprozess des Kraftstoffs gebunden wurde, spielt bei der Tank-to-Wheel-Betrachtung keine Rolle. Eine Anrechnung findet Bio-LNG allein auf die THG-Quote im Transportsektor. Unter anderem aufgrund der Zusatzeinnahmen durch den Quotenverkauf setzen einzelne Unternehmen auf Bio-LNG. Erdgas Südwest Bio-LNG hat im April den Regelbetrieb für eine Verflüssigungsanlage gestartet. Philipp Machauer, der kaufmännische Geschäftsführer, hat mir im Gespräch eine sehr spannende Konkurrenzsituation erläutert. In Zeebrugge kann virtuell Biomethan zu Bio-LNG verflüssigt werden. Aus seiner Sicht keine ganz faire Konkurrenz. Ob dies so ist oder nicht, finde ich eine faszinierende regulatorische Frage. Über die virtuelle Verflüssigung habe ich in der Vergangenheit schon berichtet. Aufgrund des Gesprächs mit Machauer habe ich noch mit einer Reihe von Marktteilnehmern informell gesprochen, um den Sachverhalt zu verstehen. Das Ergebnis dieser Gespräche und das Interview finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe.
Natürlich habe ich in dieser Ausgabe auch die aus gaswirtschaftlicher Sicht relevanten Inhalte des Koalitionsvertrags zusammengefasst. Gegeben, die Basis der SPD stimmt in einer Mitgliederbefragung zu, werden Sie auch die Namen der Ministerinnen und Minister kennen, wenn Sie dieses Heft in realen oder virtuellen Händen halten. Sie können dann prüfen, wie gut die Namensspekulationen waren, über die ich in dieser Ausgabe berichte. Ich hatte im Editorial der letzten Ausgabe geschrieben, in Deutschland fehle ein CDU-naher Think-Tank für Energiethemen. Nach einigen Gesprächen habe ich gelernt, dass Epico Klima Innovation die Forschungseinrichtung in Berlin mit CDU-Nähe ist. Sie wurde vor fünf Jahren gegründet. Eine mögliche „Rückkehr” größerer Mengen von russischem Pipeline-Gas und die Auswirkungen der „Trump-Politik” bleiben die großen geopolitischen Themen des Gasmarktes. Die Trump’sche Zollpolitik hat den Gashandel in der ersten Aprilhälfte bestimmt, wie zu berichten sein wird.
Genießen Sie die Lektüre dieser Ausgabe!
Ich hatte in der letzten Ausgabe (energate Gasmarkt 04/25) kurz berichtet, dass die zuständige Große Beschlusskammer (GBK) der BNetzA ein Markthochlaufentgelt von 25 Euro/kWh/ h/a für das Wasserstoff-Kernnetz festlegen will. Ich hatte im vergangenen Jahr geschrieben, ich erwarte ein Entgelt in der Größenordnung von 15,00 bis 20,00 Euro/kWh/h/a (energate Gasmarkt 05/24). Warum? Eine solche Spanne war in einem Gutachten zur Validierung des Finanzierungsmodells für das Wasserstoff-Kernnetz als Entgelt identifiziert worden, das einen Markthochlauf nicht behindere, aber auch einen Ausgleich des Amortisationskontos bis 2055 ermögliche, wenn der Wasserstoff-Markthochlauf gelingt. Die GBK hatte dieses Gutachten letztes Jahr im Rahmen ihrer Festlegung WANDA genutzt. In der Festlegung sind die Methoden der Entgeltermittlung im Kernnetz grundsätzlich geregelt. Die GBK hat am 26. März 2025 folgende Dokumente veröffentlicht und damit die Entgeltbildung für das Wasserstoffkernnetz konkretisiert:
• Den Festlegungsentwurf zur Bestimmung des Markthochlaufentgelts.
• Ein Gutachten „Hintergrundszenarien zur Festlegung des Hochlaufentgelts im Wasserstoff- Kernnetz”. Als Gutachter für den Bericht verantwortlich ist Benjamin Pfluger der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien (IEG). Pfluger und das IEG waren auch für das oben genannte Gutachten zur Evaluierung des Finanzierungsmodells verantwortlich, das Anfang 2024 für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellt wurde (energate Gasmarkt 04/24).
Am 9. April war es soweit: SPD sowie CDU und CSU hatten sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Das Procedere der Verhandlungen war etwas eigenartig. In einer ersten Verhandlungsrunde hatten in sechzehn Arbeitsgruppen die Parteien einzelne Kapitel eines Koalitionsvertrags verhandelt. Am 24. März wurde diese Runde abgeschlossen. Es dauerte nicht einmal Tage, bis alle Ergebnispapiere öffentlich verfügbar waren. An den Farben Blau (CDU/CSU) und Rot (SPD) waren die Punkte erkennbar, bei denen sich die Parteien in den Arbeitsgruppen nicht einigen konnten. Anschließend wurde in einer Runde von neunzehn Vertretern der Parteien weiterverhandelt. Strittige Punkte mussten geklärt werden, Themen zugespitzt und andere Punkte verworfen werden. Vor allem bei Anhängern von CDU/CSU lösten die Ergebnisse aus Runde eins keine große Begeisterung aus. Der „Wahlverlierer” SPD habe zu viele eigene Themen durchgesetzt, lautete die Kritik. Der finale Vertrag fand dann etwas mehr Zustimmung. Im Folgenden sollen nur die Punkte aufgeführt werden, die aus einer gaswirtschaftlichen Perspektive von Interesse sind:
• In dem Unterkapitel „Wirtschaft, Industrie, Tourismus” steht unter der Zwischenüberschrift „Industriestandort Deutschland stärken”: „Die Gasspeicherumlage werden wir abschaffen.” Dies soll mit dem Ziel dauerhaft niedriger und planbarer, international wettbewerbsfähiger Energiekosten dienen. Der Vorschlag war auch schon in dem Ergebnispapier der Arbeitsgruppe 15 Energie und Klima enthalten.
Philipp Machauer, der kaufmännische Geschäftsführer von Erdgas Südwest Bio-LNG, berichtet, dass ein Großteil der Verflüssigung von Biomethan für den deutschen Markt virtuell im LNG-Terminal in Zeebrugge erfolgt (siehe Abschnitt 4.2.1). Er stellt dabei die Frage, ob dies wirklich eine lautere Konkurrenz darstellt und das virtuelle Bio-LNG die gleichen Nachhaltigkeitskriterien erfüllt wie Bio-LNG aus einer dedizierten technischen Anlage. Er ist nicht der Einzige, der dies tut: „Die virtuelle Verflüssigung ist kein sauberer nachhaltiger Prozess”, sagte mir ein Manager eines Energieversorgers, der auch im Biomethansegment tätig ist. Ich habe 2024 zwei Mal über die virtuelle Verflüssigung berichtet. Zum einen in einem Bericht über Bio-LNG im Schwerlastverkehr (energate Gasmarkt 06/24). Da wurde erwähnt, dass Vigo Bioenergy, einer der LNG-Anbieter im Verkehrssektor, teilweise Bio-LNG aus Zeebrügge importiert.
Der energate Gasmarkt liefert Fach- und Führungskräften der Gasbranche aktuelle Informationen und Hintergründe zum deutschen und internationalen Gasmarkt. Das Medium erläutert fachkundig die wichtigsten Entwicklungen aus den Bereichen Markt, Recht, Politik und Unternehmen. Darüber hinaus bietet der energate Gasmarkt Insiderinformationen wie Marktgerüchte und Personalien.
Der energate Jahresreport Gas zeichnet die wichtigste Marktentwicklungen des Jahres nach und gibt einen fundierten Ausblick auf die kommenden Monate. Gasexperte und Insider Dr. Heiko Lohmann analysiert relevante Ereignisse aus Politik, Recht und Regulierung sowie zu Erzeugung, Infrastruktur und Handel. Darüber hinaus informiert der Report über Veränderungen in der Unternehmenslandschaft und zeichnet in Marktberichten Preisentwicklungen nach. Top-Entscheider aus der Branche nutzen den Jahresreport Gas als kompakte Jahreschronik sowie zur Einschätzung künftiger Marktentwicklungen.
Der energate Gasmarkt erscheint monatlich. Abonnenten erhalten den energate Gasmarkt als Print- und PDF-Ausgabe in deutscher und englischer Sprache. Der Jahresreport Gas erscheint jährlich (Anfang Dezember).
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