Vor genau fünf Jahren habe ich den damaligen Geschäftsführer von Shell Energy Deutschland, Cai-Delf Harms, interviewt (ener|gate Gasmarkt 08-09/18). Shell Energy Deutschland ist einer der potenziell großen und leistungsstarken Erdgaslieferanten für große Industriekunden und Stadtwerke. Wobei der Marktauftritt immer, sagen wir, etwas zurückhaltender ist als von VNG, Uniper oder WINGAS (SEFE). Was mich damals faszinierte, war das klare Ziel von Shell Energy, Kunden nicht nur Erdgas oder Strom anzubieten, sondern Dekarbonisierungslösungen. Der Markt hat sich weiterentwickelt. Durch die Gaskrise, also erst die Reduktion und dann den weitgehenden Wegfall russischer Lieferungen, hat sich der Fokus in Richtung Versorgungssicherheit verschoben. Cai-Delf Harms ging 2021 in den Ruhestand. Seit Februar 2021 ist Sonja Müller-Dib Geschäftsführerin von Shell Energy Deutschland. Mit ihr habe ich mich darüber unterhalten, wie Shell als sehr großer LNG-Player in der Krise in Deutschland agiert. Aber auch darüber, ob und wie sich denn die Energielösungen zur CO2 -Reduktion weiterentwickelt haben. Was mich dabei überraschte, war die Bedeutung, die Shell Biomethan als einem Lösungsansatz beimisst.
ener|gate Gasmarkt: Frau Müller-Dib, Shell hat in Deutschland 2021 insgesamt 41,3 TWh Erdgas verkauft, knapp 28 Prozent weniger als 2020. Das Ergebnis nach Steuern lag bei 1,2 Mio. Euro. War der Rückgang allein durch die Coronakrise bedingt, schwächelt Ihr Geschäft oder haben Sie die Strategie geändert? Wie hat sich das Geschäft seit 2021 entwickelt?
Müller-Dib: Wir halten uns mit konkreten Kommentierungen von Zahlen zurück. Absatzrückgang 2021 war durch die Coronakrise bedingt und auch 2022 hat der Absatz durch die auch politisch gewünschten Einschränkungen beim Gasverbrauch nicht zugenommen. Aber das hat nichts mit einer Strategieänderung zu tun, sondern betrifft die gesamte Branche.