THEMA DES MONATS: Interview mit Catherine Gras, Storengy Deutschland
Viele Marktteilnehmer weisen darauf hin, dass der Winter 2023/24 „härter“ werden könnte als das aktuelle Winterhalbjahr. Vor allem, weil möglicherweise die Befüllung der Speicher schwieriger wird. Dies sieht auch Catherine Gras, die Geschäftsführerin des Speicherbetreibers Storengy Deutschland, so. Warum, hat sie im Gespräch mit mir erläutert. Gras hat aber auch einen Vorschlag: THE sollte die Strategic Storage-Based Options (SSBOs) früher und häufiger ausschreiben und auch das Design anpassen. Weshalb sie dies für zielführend hält, erläutert Gras ebenfalls in dem Interview.
ener|gate Gasmarkt: Frau Gras, warum wird die Wiederbefüllung der Speicher eine Herausforderung?
Gras: Ein wichtiger Punkt sind die fehlenden Speicherbuchungen. Anders als im vergangenen Jahr sind 55 Prozent der Kapazität bei den sechs größten Betreibern noch nicht gebucht. Das heißt, mehr als 100 TWh Arbeitsgaskapazität sind noch offen, wahrscheinlich sogar 130 TWh für Deutschland.
ener|gate Gasmarkt: Woran liegt das? Gras: Da spielen einige Dinge eine Rolle. Wir als Storengy Deutschland haben eine Absicherungsstrategie und versuchen einen Teil der Kapazität in die Zukunft zu verkaufen. Als wir das in diesem Jahr versucht haben, war kein Kunde bereit, auch schon für das nächste Jahr Speicherkapazität zu buchen. Die Unsicherheit über das Gasspeichergesetz hat dabei eine wesentliche Rolle gespielt...
Goodbye Gasumlage
Irgendwie habe ich es schon beim Schreiben der letzten Ausgabe geahnt, die sogenannte „Gasumlage“ war noch nicht in trockenen Tüchern. Am 29. September haben Bundeskanzler Olaf Scholz, der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz beerdigt. Ich habe die kurze Geschichte der Umlage in der letzten Ausgabe schon als Stück aus dem politischen Tollhaus beschrieben. Es war ein „würdiges“ Ende der Geschichte. Die Umlage ist in der politischen Kommunikation zerrieben worden. THE erfuhr von dem Ende der Umlage aus der Zeitung, auch alle Stadtwerke können alle Vorarbeiten und die Kundenkommunikation zu der Umlage in den Papierkorb schmeißen. Ersetzt wurde sie durch einen Rettungsschirm mit einem Volumen von bis zu 200 Milliarden Euro (vulgo: Doppelwumms (oder Doppel-Wumms)). Dies war möglich geworden, weil Finanzminister Lindner seinen Widerstand gegen eine Schuldenfinanzierung des Paketes aufgegeben hat. Sie erfolgt aber nicht im Haushalt, sondern durch eine Wiederbelebung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds, der zu Beginn der Coronakrise etabliert wurde (man kann es auch Schattenhaushalt nennen)...
EU-Vorschläge für Markteingriffe
Erst einmal muss ich vor Klaus-Dieter Borchardt, dem ehemaligen stellvertretenden Generaldirektor der Generaldirektion Energie der EU-Kommission, meinen Hut ziehen. Sie erinnern sich? In der vergangenen Ausgabe waren Gaspreisdeckel das Thema des Monats. Unter anderem habe ich die damaligen Vorschläge der EU-Kommission vorgestellt, die bezüglich des Großhandels stark auf den Strommarkt fokussiert waren. Borchardt wurde in der Ausgabe mit der Einschätzung zitiert, spätestens auf dem Treffen des Europäischen Rats der Regierungschefs am 20. und 21. Oktober würden Vorschläge für mögliche Preisdeckel auch für den Gas-Großhandelsmarkt vorliegen. Und Borchardt hat völlig recht gehabt. Schon ab Mitte September kursierten in Brüssel Briefe, Non-Paper und geleakte Entwürfe mit unterschiedlichen Ideen zu Eingriffen in den Gas-Großhandelsmarkt. Die Frontlinien markieren zum einen ein Brief von Energie- oder Wirtschaftsministerinnen und -ministern aus 15 Mitgliedstaaten vom 15. September an Kadri Simson, die Energiekommissarin. Der zentrale Satz: „Der (Preis- (HL)) Cap sollte für alle Transaktionen im Erdgas-Großhandelsmarkt gelten und nicht auf Importe aus einem bestimmten Land beschränkt sein.“...