THEMA DES MONATS Securing Energy for Europe (SEFE): Interview mit Geschäftsführer Egbert Laege
Die Entwicklungen um die Gazprom-Germania-Gruppe (GPG) in den vergangenen Monaten gehören vermutlich nicht nur zu den verrücktesten Ereignissen im deutschen Gasmarkt, sondern der deutschen Industriegeschichte. Wie mit einem Brennglas wird die deutsch/europäische Gaskrise, die schon vor dem Ukraine-Krieg begann und dann weiter eskalierte, in dem Unternehmen gebündelt. Der Versuch von Gazprom Export, die Kontrolle an dem Unternehmen aufzugeben und das Eigentum auf einen DJ und Autohändler zu übertragen, sind Realsatire. Aber der Schritt war auch eine immense Bedrohung für die deutsche Gaswirtschaft und Wirtschaft. Die deutsche Bundesregierung hatte dann schnell reagiert und die Gruppe unter treuhänderische Verwaltung der Bundesnetzagentur gestellt. Im Grunde seit Beginn dieser Treuhänderschaft nicht nur dabei, sondern einer der zentralen Akteure ist Egbert Laege. Erst als Generalbevollmächtigter des Treuhänders und seit dem 3. Juni als Geschäftsführer der GPG. Das Unternehmen heißt mittlerweile Securing Energy for Europe (SEFE), wurde mit von der Bundesrepublik verbürgten Krediten von 9,8 Mrd. Euro ausgestattet und schaut nach vorne. Oder, wie Laege es ausdrückte „Is back in town“. Darüber was dies bedeutet, habe ich mit Laege gesprochen. Ein Teil des Interviews erschien vorab in der energate-Publikation energate messenger.
ener|gate Gasmarkt: Um mit dem Punkt anzufangen, den ich immer noch am wenigsten verstehe. Zu welchen Zeitpunkten sind denn die Gazprom-Verträge mit den verschiedenen Gesellschaften der GPG-Gruppe nicht mehr bedient worden? Es gab einen langfristigen Vertrag mit Gazprom Marketing & Trading (GM&T), Verträge mit Wingas und mit WIEH.
Laege: Durch die Verhängung der Sanktionen am 11. Mai 2022 gegen GPG sind sämtliche Gaslieferungen der Gruppe betroffen gewesen und sind auf null reduziert worden. Wir bekommen seitdem kein russisches Pipeline-Gas mehr...
Save Gas for a Safe Winter
Was man bei der EU-Kommission neidlos anerkennen muss, ist die hohe Kompetenz der Verantwortlichen für Überschriften: „Save Gas for a Safe Winter“ toppt aber alles, was ich bisher gelesen habe. Die Verordnung selbst sorgte dann aber für ziemliche Aufregung in den Mitgliedstaaten. In einem ersten Entwurf, datiert auf den 20. Juli, wurde von jedem Mitgliedstaat vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 eine freiwillige Reduktion des Gasverbrauchs um 15 Prozent gefordert. Zudem wurde in der Verordnung einer neuer Notfallstatus, der „EU-Alarm“ eingeführt, den die Kommission nach Konsultation mit der Gas-Koordinierungsgruppe, dem Beratungsgremium in Krisenzeiten, und den betroffenen regionalen Risikogruppen ausrufen kann. Im Falle dieses EU-Alarms sollten aus den freiwilligen verpflichtende Reduktionen werden...
Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetz
Am 7. Juli hat der Bundestag das Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetz verabschiedet. Die zentrale Idee: Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke sollen vorübergehend und bis zum 30. April 2023 befristet aus der Reserve genommen werden und wieder am Strommarkt teilnehmen. Dafür soll der Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung gar nicht mehr erfolgen, oder zumindest minimiert werden (ener|gate Gasmarkt 07/22). Um die Verstromung von Erdgas unattraktiv zu machen, sollten die Betreiber von Gaskraftwerken bei Gaseinsatz eine zusätzliche Pönale auf den Gas- oder Strompreis bezahlen. Dies sah der Entwurf der Bundesregierung vor. Diese Regelung wurde aber im letzten Moment im Gesetzgebungsverfahren gestrichen, wohl auf Initiative der FDP. Es bleibt aber für die Bundesregierung die Möglichkeit per Rechtsverordnung die Benutzungsstunden von Gaskraftwerken zu beschränken oder den Einsatz ganz zu untersagen (KWK-Anlagen sind davon ausgenommen)...