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Titel der Ausgabe:

Interview mit Daniel Muthmann

Erscheinungsdatum:
07.02.2023
In dieser Ausgabe:

Im vergangenen Jahr war gefühlt jede Gasmarkt-Ausgabe von den aktuellen Entwicklungen der Gas- und Energiekrise beherrscht. Die Krise ist nicht vorbei, aber in dieser Ausgabe geht der Blick eher nach vorne. Dies entspricht auch der Stimmung vieler Akteure, vor allem auch in der Politik. Patrick Graichen, der für Energie zuständige Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), sagte schon im vergangenen November beim Dena-Kongress: Beim Krisenmanagement sei alles getan, nun gelte es die notwendigen noch fehlenden Maßnahmen zur zukünftigen Energie- und Klimapolitik zu treffen. Dabei ist abzusehen, dass dies zu erheblichen Konflikten in der Regierungskoalition führen wird. Bündnis 90/Die Grünen und die FDP haben diametral unterschiedliche Auffassungen über die richtigen Schritte. Aus meiner eher beschränkten Gas- und Wasserstoffbrille werden die Themen CCS/CCU und Fracking zwei der Streitpunkte sein.

Wobei meines Erachtens Fracking ein Nebenschauplatz bleiben dürfte. Es wird Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht überraschen, dass es aus meiner Sicht gute Gründe gäbe, in Deutschland Erdgas im Schiefergestein zu fördern, aber politisch und vor allem auch in der Bevölkerung scheinen mir die Widerstände zu hoch. Dies ist bei CCS/CCU ähnlich, aber ohne die Technologie werden Klimaschutzziele nicht erreichbar sein. Die Frage ist, ob und in welchem Umfang CO2 in Deutschland eingelagert wird. In diesem Jahr will das BMWK eine Carbon-Management-Strategie präsentieren.

Aus einer engeren Gasperspektive für mich spannender ist die kurzfristige Zukunft bei zwei anderen Themen. Händlern brennt die Frage unter den Nägeln, welche Rolle der Staat und damit THE in diesem und im nächsten Jahr bei der Speicherbefüllung spielen wird. Dies ist natürlich in diesem Heft ein Thema. Das zweite Thema, das Teile der Gaswirtschaft immer drängender bewegt, ist der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und die mögliche Rolle des Staates dabei. In den kommenden Monaten muss entschieden werden, ob und in welcher Form sich der Staat an dem Aufbau der Infrastruktur beteiligt, selbst die Fernleitungsnetzbetreiber scheinen dies als „Plan B“ zu akzeptieren, wie in den Marktgerüchten zu berichten sein wird.

Letzter Punkt: Ich habe wohl noch nie so viele Personalmeldungen wie in dieser Ausgabe gehabt. Aus meiner Sicht sind einige sehr spannende Wechsel dabei, aber das sollen Sie selbst beurteilen. In dem Sinne wünsche ich Ihnen eine hoffentlich erkenntnisreiche und spannende Lektüre.

THEMA DES MONATS: Interview mit Daniel Muthmann

Ein europäischer Wasserstoff-Backbone gilt als eine der Voraussetzungen für den Hochlauf eines Wasserstoffmarktes in Europa. Er soll die möglichen großen Aufkommensquellen in wind- und sonnenreichen Regionen mit den Abnehmern in den Industriezentren verbinden. Mittlerweile arbeiten 31 europäische Fernleitungsnetzbetreiber mit an dem Projekt. Daniel Muthmann hat als Bereichsleiter Unternehmensentwicklung, Politik und Kommunikation bei OGE die Arbeit an dem Backbone vor gut zwei Jahren initiiert. Für ihn sind alle Vorarbeiten abgeschlossen, jetzt sind schnelle Investitionsentscheidungen notwendig. Muthmann ist Ende 2022 zur Berkeley Research Group gewechselt, um als Managing Director für die globale Beratungsgesellschaft das Europageschäft entwickeln. Ich habe mich mit ihm zum Ende seiner Zeit bei OGE über den Stand beim europäischen Wasserstoff-Backbone, aber auch über andere Themen unterhalten.

ener|gate Gasmarkt: Herr Muthmann: Was ist der Status der European-Hydrogen-Backbone-Initiative?

Muthmann: Um die Frage zu beantworten, ist es sinnvoll, zum Startpunkt der Initiative zurückzugehen. Ende 2019 haben alle in Europa über Wasserstoff gesprochen. Aber die Fragen, ob es überhaupt genug gibt, ob der Wasserstoff bezahlbar sein wird und wie er zum Kunden kommt, schienen damals ziemlich offen. Dabei ist es für die Entstehung solcher Wertschöpfungsketten extrem wichtig, dass die verschiedenen Marktakteure Zuversicht bekommen im Hinblick auf Potenzial und Umsetzbarkeit...

EU-Regulierungen des Gasgroßhandelsmarktes

Am 19. beziehungsweise 22. Dezember sind in zwei Verordnungen die EU-Regulierungen des Gasgroßhandelsmarktes (ener|gate Gasmarkt 01/23) verabschiedet worden: Die Verordnung „über mehr Solidarität durch eine bessere Koordinierung der Gasbeschaffung, zuverlässige Preisreferenzwerte und den grenzüberschreitenden Austausch von Gas“ (2022/2576) vom 19. Dezember enthält die Vorgaben für die gemeinsame Gasbeschaffungsplattform und ihre Nutzung sowie die Ermittlung und Veröffentlichung einer LNG-Preisabschätzung sowie eines LNG-Referenzwertes durch ACER. Die Verordnung enthält einige weitere Vorgaben, zum Beispiel zu Maßnahmen, die Börsen zur Begrenzung der Intra-Day-Volatilität ergreifen sollen und zum Aufbau einer Plattform für den Sekundärhandel mit LNG- und Speicherkapazitäten durch die LNG- und Speicherbetreiber (einzeln, oder regional gemeinsam) bis zum 28. Februar 2023...

Gemeinsame Gasbeschaffungsplattform

In der vergangenen Ausgabe hatte ich in den Marktgerüchten über die Ausschreibung des Betriebs der gemeinsamen Gasbeschaffungsplattform geschrieben. Die EU-Kommission hatte aufgrund „extremer Eilbedürftigkeit“ ein Verfahren gewählt, bei dem ein begrenzter Kreis von acht Börsen, Anbieter von Handelssystemen und Plattformbetreibern zur Angebotsabgabe aufgefordert wurde. Für den 15. Januar war die Vergabe geplant. Gegen das Verfahren und die geplante Vergabe hatte die Großhandelsplattform Enmacc am 04. Januar 2023 Beschwerde beim Europäischen Gericht (EuG) eingelegt. Enmacc war zu dem Angebotsverfahren nicht eingeladen worden, ist aber der Meinung, für den Betrieb der Plattform optimal qualifiziert zu sein. Die Kommission hatte sich die einzuladenden Unternehmen von einer Liste für organisierte Marktplätze ausgewählt. Die Liste wird von der europäischen Regulierungsagentur ACER veröffentlicht...