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Titel der Ausgabe:

Securing Energy for Europe (SEFE): Interview mit Geschäftsführer Egbert Laege

Erscheinungsdatum:
07.09.2022
In dieser Ausgabe:

Ich hoffe, Sie liebe Leserinnen und Leser haben einen entspannten Sommer erlebt. Sie werden vermutlich in den kommenden Monaten alle Kräfte benötigen. Die Entwicklungen auf dem Gasmarkt werden immer dramatischer. Ich merke, wie sich auch bei mir Wahrnehmungen verschieben. Eine Zeitlang bestimmte die Frage der physischen Folgen einer möglichen Unterbrechung russischer Lieferungen auch meine Überlegungen. Mittlerweile wird dies durch die Frage abgelöst, wer denn eigentlich noch seine Gasrechnung bezahlen kann? Dies gilt für Haushalte und Unternehmen. Ich habe dazu in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, teilweise war der Ton meiner Gesprächspartner sehr besorgt und aufgeregt. Der übliche Tenor: In der Öffentlichkeit wird über die Gasumlage diskutiert. Die ist aber nicht das eigentliche Problem. Das sind die extrem steigenden Preise für Gas und mittlerweile auch für Strom. Vermutlich werden die Auswirkungen in vielen Fällen erst 2023 deutlich. Ende des Monats wurde aus der Gaskrise endgültig eine Energiekrise. Die Strompreise gingen am 26. August durch die Decke. Ich habe leider auch keine Blaupause für eine Lösung. Aber ich glaube, wir werden ernsthaft Diskussionen über das Marktdesign und Eingriffe in die Preisbildung führen müssen. Ich habe mich lange dagegen gesträubt.

Das Thema Gasumlage habe ich schon erwähnt. Die Diskussion dazu hat sich im Verlauf des Augusts völlig verselbständigt. Vor allem nachdem bekannt wurde, wer alles Ausgleichsforderungen beantragt hat. Als mir jemand aus dem Umfeld der Handelsgesellschaften, die Anträge gestellt haben, erzählte, dass dies geplant sei, habe ich es nicht geglaubt. Ich bin fest davon ausgegangen, nur systemrelevante Importgesellschaften mit langfristigen Verträgen mit Gazprom könnten Ausgleichszahlungen beantragen. Ein genauerer Blick in die Verordnung hat mich dann eines Besseren belehrt. Ich vermute, der weite Kreis der Adressaten wurde aus beihilferechtlichen Gründen gewählt. Und klar, es musste alles sehr schnell gehen, aber vielleicht hätte ja doch jemandem auffallen können, was man da macht. Gut, vermutlich wird die Verordnung noch geändert werden, aber die öffentliche Aufregung war und ist hoch.

Die Ausgabe startet mit einem Interview mit Egbert Laege, dem Geschäftsführer von Securing Energy for Europe (SEFE). Laege zeigt sich extrem optimistisch bezüglich der SEFE-Zukunft. Ich habe mittlerweile mit vielen Leuten über dieses Thema gesprochen. Nicht alle Gesprächspartner teilen Laeges Optimismus. Sie werden Ihre eigene Meinung haben, vielleicht hilft ja auch das Interview.

THEMA DES MONATS Securing Energy for Europe (SEFE): Interview mit Geschäftsführer Egbert Laege

Die Entwicklungen um die Gazprom-Germania-Gruppe (GPG) in den vergangenen Monaten gehören vermutlich nicht nur zu den verrücktesten Ereignissen im deutschen Gasmarkt, sondern der deutschen Industriegeschichte. Wie mit einem Brennglas wird die deutsch/europäische Gaskrise, die schon vor dem Ukraine-Krieg begann und dann weiter eskalierte, in dem Unternehmen gebündelt. Der Versuch von Gazprom Export, die Kontrolle an dem Unternehmen aufzugeben und das Eigentum auf einen DJ und Autohändler zu übertragen, sind Realsatire. Aber der Schritt war auch eine immense Bedrohung für die deutsche Gaswirtschaft und Wirtschaft. Die deutsche Bundesregierung hatte dann schnell reagiert und die Gruppe unter treuhänderische Verwaltung der Bundesnetzagentur gestellt. Im Grunde seit Beginn dieser Treuhänderschaft nicht nur dabei, sondern einer der zentralen Akteure ist Egbert Laege. Erst als Generalbevollmächtigter des Treuhänders und seit dem 3. Juni als Geschäftsführer der GPG. Das Unternehmen heißt mittlerweile Securing Energy for Europe (SEFE), wurde mit von der Bundesrepublik verbürgten Krediten von 9,8 Mrd. Euro ausgestattet und schaut nach vorne. Oder, wie Laege es ausdrückte „Is back in town“. Darüber was dies bedeutet, habe ich mit Laege gesprochen. Ein Teil des Interviews erschien vorab in der energate-Publikation energate messenger.

ener|gate Gasmarkt: Um mit dem Punkt anzufangen, den ich immer noch am wenigsten verstehe. Zu welchen Zeitpunkten sind denn die Gazprom-Verträge mit den verschiedenen Gesellschaften der GPG-Gruppe nicht mehr bedient worden? Es gab einen langfristigen Vertrag mit Gazprom Marketing & Trading (GM&T), Verträge mit Wingas und mit WIEH.

Laege: Durch die Verhängung der Sanktionen am 11. Mai 2022 gegen GPG sind sämtliche Gaslieferungen der Gruppe betroffen gewesen und sind auf null reduziert worden. Wir bekommen seitdem kein russisches Pipeline-Gas mehr...

Save Gas for a Safe Winter

Was man bei der EU-Kommission neidlos anerkennen muss, ist die hohe Kompetenz der Verantwortlichen für Überschriften: „Save Gas for a Safe Winter“ toppt aber alles, was ich bisher gelesen habe. Die Verordnung selbst sorgte dann aber für ziemliche Aufregung in den Mitgliedstaaten. In einem ersten Entwurf, datiert auf den 20. Juli, wurde von jedem Mitgliedstaat vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 eine freiwillige Reduktion des Gasverbrauchs um 15 Prozent gefordert. Zudem wurde in der Verordnung einer neuer Notfallstatus, der „EU-Alarm“ eingeführt, den die Kommission nach Konsultation mit der Gas-Koordinierungsgruppe, dem Beratungsgremium in Krisenzeiten, und den betroffenen regionalen Risikogruppen ausrufen kann. Im Falle dieses EU-Alarms sollten aus den freiwilligen verpflichtende Reduktionen werden...

Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetz

Am 7. Juli hat der Bundestag das Ersatzkraftwerkebereitstellungsgesetz verabschiedet. Die zentrale Idee: Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke sollen vorübergehend und bis zum 30. April 2023 befristet aus der Reserve genommen werden und wieder am Strommarkt teilnehmen. Dafür soll der Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung gar nicht mehr erfolgen, oder zumindest minimiert werden (ener|gate Gasmarkt 07/22). Um die Verstromung von Erdgas unattraktiv zu machen, sollten die Betreiber von Gaskraftwerken bei Gaseinsatz eine zusätzliche Pönale auf den Gas- oder Strompreis bezahlen. Dies sah der Entwurf der Bundesregierung vor. Diese Regelung wurde aber im letzten Moment im Gesetzgebungsverfahren gestrichen, wohl auf Initiative der FDP. Es bleibt aber für die Bundesregierung die Möglichkeit per Rechtsverordnung die Benutzungsstunden von Gaskraftwerken zu beschränken oder den Einsatz ganz zu untersagen (KWK-Anlagen sind davon ausgenommen)...