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Titel der Ausgabe:

Ukraine-Transit

Erscheinungsdatum:
07.06.2021
In dieser Ausgabe:

Am 27. April hat mich eine Meldung stark irritiert: "Handelspreise für Gas steigen, weil Gazprom Export unterbrechbare Transitkapazität in der Ukraine für Mai nicht gebucht hat", so in etwa schrieben es Analysten. Ich habe es nicht verstanden. Warum soll es marktrelevant sein, wenn Gazprom Export unterbrechbare Kapazität nicht bucht? Ich habe dann mit ein paar Leuten gesprochen, die mir die Hintergründe erläutert haben. Die Auflösung finden Sie im Thema des Monats. Was mir dabei grundsätzlich noch einmal klar geworden ist: Gazprom Export könnte zusätzliche Mengen nach Europa exportieren. Angesichts eines knappen Angebotes und hoher Preise müsste dies für das russische Staatsunternehmen auch attraktiv sein. Aber dennoch tut Gazprom Export dies nicht und entnimmt stattdessen auch Ende Mai noch Erdgas aus seinen Speichern. Politische Hintergründe (Nord Stream 2) lassen sich nicht ausschließen: Das sieht nicht nach einem komfortablen nächsten Winter aus.

Parallel zu den Irritationen um die Nichtbuchung unterbrechbarer Kapazität hat der ukrainische Staat in einer Hauruckaktion den Vorstandsvorsitzenden von Naftogaz Ukraine ausgewechselt. Auch dies wird im Thema des Monats genauer beschrieben. Mich hat die Entwicklung des staatlichen Gaskonzerns Naftogaz Ukraine in den vergangenen Jahren sehr fasziniert. Von einem ineffizienten, wohl auch korrupten Unternehmen, das all meinen Vorurteilen über Staatsunternehmen in der Ukraine entsprach, hat sich Naftogaz zu einem akzeptieren Player im europäischen Gasmarkt entwickelt. Das Unternehmen handelt mit Gas, bietet die Nutzung seiner Speicher zu attraktiven Bedingungen an, auch der Fernleitungsnetzbetreiber der Gruppe ist seit 2019 nach den Vorgaben der EU-Gasrichtlinie zertifiziert. Operativ funktioniere noch nicht alles gut, so Händler, da gebe es Luft nach oben. Welche Konsequenzen die Berufung von Yuri Vitrenko zum Vorstandsvorsitzenden nun konkret hat, muss man sehen. Die Art und Weise, wie die Neubesetzung erfolgte, sorgt für eine gewisse Besorgnis.

THEMA DES MONATS Ukraine-Transit

Im Grunde schon seit Anfang Januar steht der Ukraine-Gastransit unter besonderer Beobachtung von Gashändlern und Analysten (ener|gate Gasmarkt 03/21). Im Februar waren die Flüsse am ukrainisch-slowakischen Grenzübergangspunkt Velke Kapuzany an etlichen Tagen extrem niedrig. Seit März sind die Flüsse wieder gestiegen. Von Monat zu Monat liegen sie seitdem jeweils einen Tick höher und sind im Monatsverlauf in der Regel sehr konstant. Sie liegen aber weiter deutlich unter dem Niveau von 2020.

Nicht nur die Gasflüsse aus Russland sind niedrig, sondern insgesamt ist das Angebot eher knapp. Die wetterbedingte Nachfrage sowie die potenzielle Nachfrage zur Befüllung der Speicher waren und sind aber hoch. Deshalb sorgen die Flüsse, sowie Buchungen und Nichtbuchungen von Transitkapazität durch die Ukraine immer wieder für Aufregung unter Händlern und für Preisausschläge. Fast schon absurd war dies zwischen dem 23. und 27. April.

Marktentwicklungbmp greengas: Interview mit Geschäftsführer Matthias Kerner

ener|gate Gasmarkt hat wiederholt über die verbesserte Marktposition für Biogas und Biomethan berichtet. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im Gebäudeenergiegesetz (GEG) haben sich für Biomethan in Ansätzen vorteilhaft entwickelt. Mit welchem Hin und Her dies verbunden war, konnte man in dieser Publikation wiederholt nachlesen. Auch durch die Umsetzung der Renewable Energy Directive II (RED II) in deutsches Recht mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote werden sich die Rahmenbedingungen verbessern. Auch das war nach dem ersten Entwurf nicht so eindeutig abzusehen.

bmp greengas ist einer der Marktführer im Biomethanhandel in Deutschland. Matthias Kerner, der Geschäftsführer, hatte schon im Februar 2020 im Interview mit ener|gate Gasmarkt über seine optimistischen Erwartungen gesprochen (ener|gate Gasmarkt 03/20). Sie haben sich weitgehend erfüllt, wie er in dieser Ausgabe im Gespräch berichtet. Im Schwerlastverkehr sieht bmp greengas mittlerweile so gute Potenziale, dass bmp greengas gemeinsam mit der Muttergesellschaft Erdgas Südwest sowie dem Tankstellenbetreiber für alternative Kraftstoffe Alternoil eine Anlage zur Verflüssigung von Biomethan bauen wird. 35.000 Tonnen LNG pro Jahr (rund 48 Millionen m3) soll die Kapazität betragen. Ende 2022 ist die Inbetriebnahme geplant. Die EnBW-Tochtergesellschaft Erdgas Südwest hatte schon 2018 und 2019 an einem ähnlichen Projekt gearbeitet, es aber Mitte 2019 nicht weiterverfolgt. Kerner erläutert in dem Gespräch auch, warum nun eine solche Anlage doch profitabel betrieben werden könnte.