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Titel der Ausgabe:

Nationale Wasserstoffstrategie

Erscheinungsdatum:
07.07.2020
In dieser Ausgabe:

Schon zum zweiten Mal ist in diesem Jahr die Nationale Wasserstoffstrategie Thema des Monats. In der März-Ausgabe wurde der erste Entwurf vorgestellt, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Ende Januar veröffentlicht hatte, in dieser Ausgabe nun die tatsächlich vom Kabinett verabschiedete Strategie. Zwischendurch musste ich Sie immer wieder vertrösten, weil die Verabschiedung wieder einmal verschoben wurde. Legt man nun die erste und die finale Fassung nebeneinander, dann fragt man sich schon, warum die beteiligten Ressorts so lange benötigt haben, um die strittigen Punkte zu klären. Die jetzt gefundenen Kompromissformeln waren naheliegend.

Es ist unglaublich, welche Konjunktur das Thema CO2-freier, CO2-neutraler oder sauberer Wasserstoff hat. Veranstaltungen zu dem Thema sind regelmäßig sehr gut besucht, bei meinem Partner ener|gate sorgen Artikel zum Thema immer für hohe „Klickzahlen“ im ener|gate Messenger-Portal. Ob die hohen Erwartungen eingelöst werden, bleibt abzuwarten. Das entscheidende Problem: Sauberer Wasserstoff, egal welcher Herkunft, ist im Vergleich zu Erdgas oder grauem Wasserstoff schlicht zu teuer. Auch die Umstellung von Verfahren auf die Nutzung von Wasserstoff in der Stahlindustrie wird viel Geld kosten und die Branche befindet sich gerade nicht auf der Sonnenseite des Marktes. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass ein Markthochlauf nur erfolgen wird, wenn nicht nur Investitionen gefördert werden, sondern diese Preisdifferenz durch eine Subventionierung oder Zwangsverpflichtung zur Nutzung überbrückt wird. Irgendeine Form von Einspeisegesetz, wie man dieses auch immer ausgestaltet, wird benötigt werden. Im Grunde gibt es auch in der Strategie Ansätze dazu. Meine Analyse dieser Strategie ist lang geworden. Die absurden Geschichten rund um die Besetzung des Wasserstoffrates finden Sie bei den Marktgerüchten.

Thema des Monats: Nationale WasserstoffstrategieEin langer, langer Weg

„Für den 03. oder 10. Dezember 2019 ist der Kabinettsbeschluss zur NSW geplant. Im Anschluss soll eine presseöffentliche Konferenz in Anwesenheit von BM Altmaier zusammen mit BM’in Karliczek und BM Scheuer in Berlin stattfinden“, so stand es in einem Vermerk des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom 06. August 2019, mit dem von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) zu erbringende Beratungsleistungen beschrieben wurden, um diesen Zeitplan umzusetzen (Der Vollständigkeit halber: „NWS“ steht für Nationale Wasserstoffstrategie und „BM“ für Bundesminister bzw. „BM’in“ für Bundesministerin).

Der 03. und 10. Dezember verstrichen, ohne dass überhaupt der Entwurf einer Strategie das Licht der Welt erblickt hatte. Schon die Vorabstimmung zwischen den damals beteiligten sogenannten „schwarzen“ Ressorts (mit einer von der CDU oder CSU gestellten BM’in oder BM) erwies sich als nicht trivial. Ende Januar 2020 erblickte dann ein erster Entwurf der Wasserstoffstrategie das Licht der Welt (vgl. ener|gate Gasmarkt 03/20). Dann begann die offizielle Ressortabstimmung. Die zog sich hin, ein Kabinettstermin nach dem anderen wurde abgesagt. Die Abstimmung oder der Streit zog sich bis in den Mai. Richtiger Einigungsdruck entstand für die an dem Gezerre beteiligten Ministerien wohl erst durch das Corona-Konjunkturpaket, das die Bundesregierung noch vor der Sommerpause verabschieden wollte. Zudem hat die sich nähernde EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands, während der Wasserstoff ein großes Thema werden soll, für Druck gesorgt. Außerdem kursiert seit Mai ein Papier mit Eckpunkten für eine europäische Wasserstoffstrategie, die am 08. Juli verabschiedet werden soll (siehe Abschnitt 2.2). Das Einigungspapier zum Konjunkturpaket des Koalitionsausschusses vom 03. Juni trägt den schönen Titel: „Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken“. Ein Mittel zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit soll Wasserstoff sein.

MarkttrendsAbsatzentwicklung und Covid-19

Die Beratungsgesellschaften enervis und Team Consult haben die Absatzentwicklung vor allem im Industriesegment genauer analysiert, wobei unterschiedliche Ansätze verwendet wurden:

enervis hat aus den RLM-Allokationsdaten der vergangenen Jahre mit bestimmten Annahmen über die Zusammenhänge zwischen dem Abnahmeverhalten von RLM-Abnahmestellen und exogenen Faktoren eine „Status-quo-Prognose“ über die Abnahme von Mitte März bis Mitte Mai 2020 ohne Covid-19 erstellt. Dies wurde dann mit den effektiven Allokationsdaten für den Zeitraum verglichen. Im Wochenvergleich schwanken die Abweichungen (Abbildung 5), im Mittel ist der Verbrauch gegenüber der Status- quo-Prognose um acht Prozent gesunken.

Während enervis Bottom-up analysiert, ist der Team-Consult-Ansatz eher Top-down. Die Einschätzungen und Prognosen für den seit März monatlich veröffentlichten Corona-Energiemarktradar basieren auf den Konjunktureinschätzungen der verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstitute sowie dem Ifo-Geschäftsklimaindex und Produktionsindices. Team Consult schätzt die Entwicklung des gesamten Gasabsatzes für das Gesamtjahr mit einem optimistischen und einem pessimistischen Szenario ab.