Thema des Monats: Das Jahr 2019 - Rückblick und Ausblick
„Same procedure as every year“ an dieser Stelle: Das Jahr 2019 soll noch einmal Revue passieren, ebenso wagt das Heft aber auch einen Blick nach vorne und schaut, was 2020 bringen wird.
1.1 Was war 2019?
Gas ist auf der politischen Agenda
Aus Sicht der Gaswirtschaft war 2019 sicher der Dialogprozess des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) „Gas 2030“ das zentrale Ereignis. Nach jahrelanger Nichtachtung durch die Politik beziehungsweise Bürokratie hat sich das BMWi intensiv mit der Branche ausgetauscht. Dass dieser Prozess eher zum Wasserstoffdialog mutierte, war so anfangs nicht vorherzusehen. Einigen in der Branche ist es schon zu viel Wasserstoff und zu wenig (Erd-)Gas, über das gesprochen wird. In welchem Umfang und wann Erdgas durch grünen oder blauen Wasserstoff ersetzt und ergänzt wird, bleibt abzuwarten. Aber für die Gaswirtschaft eröffnen Wasserstoff und synthetisches Methan als CO 2-freie oder neutrale Energieträger zukünftige Geschäftsmodelle, die Unternehmen zunehmend ernsthaft verfolgen, zumal sie auch vor allem in der Industrie neue Anwendungen erschließen könnten. So überlegt die Stahlindustrie ernsthaft den Umstieg von mit Koks befeuerten Hochöfen auf eine Direktreduktion mit Wasserstoff. Zur Euphorie sollte aber für die Branche kein Anlass bestehen...
MarktgerüchteReallabore
Im Juli hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 20 Projekte bekannt gegeben, die in dem Ideenwettbewerb "Reallabore der Energiewende" als förderungswürdig sieht. Elf der Projekte bieten Konzepte für die Sektorkopplung und Wasserstofftechnologien. Nach der Auswahl begann in den Projekten erst die Arbeit, da die konkreten Förderanträge noch zu stellen waren. Und bei vielen Projekten im Bereich Sektorkopplung ist seit Juli eher Ernüchterung eingekehrt. Unklar ist, ob die Fördersumme pro Projekt wirklich ausreichend sein wird. Zudem wird es, anders als Beteiligte wohl erwartet hatten, keine Ausnahme von dem Regulierungsrahmen geben. So sind für den Strom für die Elektrolyseure alle Umlagen und Ablagen zu bezahlen, wenn nicht Windparks oder PV-Anlagen direkt auch räumlich in das Projekt integriert werden. Zur Kompensation dieser Belastungen soll es eine OPEX-Förderung geben. Aber da bastelt das BMWi wohl nach wie vor an einer Lösung, die den europäischen beihilferechtlichen Vorgaben standhält. Des Weiteren ist die maximale Förderdauer von fünf Jahren für etliche Projekte eine Hürde. Auch generelle Fragen bezüglich möglicher Konflikte mit dem europäischen Beihilferecht sind wohl nicht in allen Fällen geklärt. Es gebe, so eine Quelle, zu diesen Themen intensive, konstruktive Gespräche mit dem BMWi, aber es scheint wohl durchaus offen, ob denn alle elf Wasserstoffprojekte wirklich ins Rennen gehen. Mitte Dezember wurde der erste Förderbescheid für ein Projekt erteilt (kein Gerücht). Es handelt sich um "SmartQuart", ein Projekt aus dem Bereich Energieoptimierte Quartiere, Konsortialführer ist innogy...