In der vergangenen Ausgabe hatte ener|gate Gasmarkt in der Rubrik Gerüchte über eine mögliche neue „Transitkrise“ ab Januar 2020 geschrieben. Das Szenario: Nord Stream 2 ist dann nicht fertiggestellt beziehungsweise in Betrieb und es gibt keinen gültigen Transitvertrag mehr zwischen Gazprom Export und einem wie auch immer aufgestellten ukrainischen Netzbetreiber. ener|gate Gasmarkt hält zumindest das Risiko einer kurzfristigen deutlichen Einschränkung des Transits für hoch, eine Einschätzung, die von den meisten Analysten nicht geteilt wird. Dies hat ener|gate Gasmarkt aus Gesprächen im September gelernt.
Und auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) – auch dies sei hier schon erwähnt – glaubt „offiziell“ weiter an eine rechtzeitige Fertigstellung von Nord Stream 2. „Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Genehmigungsprozess in Dänemark bald abgeschlossen ist und eine fristgerechte Inbetriebnahme erfolgt“, schreibt der beamtete Staatssekretär im BMWi, Andreas Feicht, am 06. September in einer Antwort auf eine entsprechende Anfrage von Christian Kühn, Mitglied der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Allerdings scheint das Ministerium bei dem Thema mit gespaltener Zunge zu sprechen. Der parlamentarische Staatssekretär im BWMi, Thomas Bareiß, ließ auf Nachfrage des Moderators Michael Bauchmüller (Süddeutsche Zeitung) beim Deutschen Energiekongress in München klar erkennen, dass er nicht mit einer Fertigstellung der Leitung in diesem Jahr rechnet.
OPAL-Entscheidung
Das Europäische Gericht hat am 10. September für einen echten Knaller für den europäischen Gasmarkt gesorgt. Die Zustimmung der EU-Kommission zu dem Vergleich zwischen der BNetzA und OPAL Gastransport, Gazprom und Gazprom Export zur vollständigen Nutzung der OPAL-Kapazität wurde für nichtig erklärt. Die Geschichte des Vergleichs ist in Box 1 kurz dargestellt. Die polnische Regierung hatte geltend gemacht, die Gasversorgung Polens sei gefährdet. Durch die höheren Flüsse über Nord Stream 1 und dann die OPAL würden die Flüsse über die anderen russischen Exportrouten (Yamal-Nord, Ukraine) so stark reduziert, dass keine ausreichenden Mengen mehr nach Polen fließen können...