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Titel der Ausgabe:

Nord Stream 2, OPAL und verwandte Themen

Erscheinungsdatum:
08.10.2019
In dieser Ausgabe:

Am 10. September war die „bearishe“ Sommerstimmung am Gasmarkt mit einem Schlag vorbei. An diesem Tag teilte der niederländische Wirtschaftsminister Eric Wiebes dem Parlament mit, wie stark er die Groningen-Produktion ab Oktober begrenzen will und wann die Produktion beendet werden soll. Am gleichen Tag entschied das Europäische Gericht (EuG) in Luxemburg, dass die EU-Kommission bei ihrer Zustimmung zum „OPAL-Vergleich“ die Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit einzelner EU-Mitgliedstaaten nicht ausreichend geprüft habe. Die Zustimmung wurde aufgehoben, die OPALKapazität darf nur zur Hälfte genutzt werden. Die Gaspreise reagierten sofort, aus Sicht einiger Händler eher übertrieben. Zumindest die Prompt-Preise fielen dann auch wieder. Zu beiden Ereignissen finden Sie in diesem Heft die Einzelheiten. Wobei die Auswirkungen der OPAL-Entscheidungen recht komplex sind, weshalb wohl in den Tagen nach der Entscheidung bei OPAL-Gastransport die Leitungen glühten und die Email-Konten mit Anfragen nach Aufklärung überquollen.

Die OPAL-Entscheidung ist eingebettet in das Thema des Monats, in dem die verschiedenen Facetten der zukünftigen russischen Gasflüsse nach Europa betrachtet werden. Alles hängt mit allem zusammen, deshalb wird der aktuelle Stand bei Nord Stream 2, dem Ukrainetransit, OPAL aber auch beim polnischen Transit betrachtet. Ich hatte ja schon der letzten Ausgabe in der Rubrik Marktgerüchte berichtet, dass aus meiner Sicht das Risiko einer zumindest kurzfristigen Unterbrechung des Ukraine-Transits recht hoch ist.

Thema des Monats: Nord Stream 2, OPAL und verwandte Themen

In der vergangenen Ausgabe hatte ener|gate Gasmarkt in der Rubrik Gerüchte über eine mögliche neue „Transitkrise“ ab Januar 2020 geschrieben. Das Szenario: Nord Stream 2 ist dann nicht fertiggestellt beziehungsweise in Betrieb und es gibt keinen gültigen Transitvertrag mehr zwischen Gazprom Export und einem wie auch immer aufgestellten ukrainischen Netzbetreiber. ener|gate Gasmarkt hält zumindest das Risiko einer kurzfristigen deutlichen Einschränkung des Transits für hoch, eine Einschätzung, die von den meisten Analysten nicht geteilt wird. Dies hat ener|gate Gasmarkt aus Gesprächen im September gelernt.

Und auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) – auch dies sei hier schon erwähnt – glaubt „offiziell“ weiter an eine rechtzeitige Fertigstellung von Nord Stream 2. „Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Genehmigungsprozess in Dänemark bald abgeschlossen ist und eine fristgerechte Inbetriebnahme erfolgt“, schreibt der beamtete Staatssekretär im BMWi, Andreas Feicht, am 06. September in einer Antwort auf eine entsprechende Anfrage von Christian Kühn, Mitglied der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Allerdings scheint das Ministerium bei dem Thema mit gespaltener Zunge zu sprechen. Der parlamentarische Staatssekretär im BWMi, Thomas Bareiß, ließ auf Nachfrage des Moderators Michael Bauchmüller (Süddeutsche Zeitung) beim Deutschen Energiekongress in München klar erkennen, dass er nicht mit einer Fertigstellung der Leitung in diesem Jahr rechnet.

OPAL-Entscheidung

Das Europäische Gericht hat am 10. September für einen echten Knaller für den europäischen Gasmarkt gesorgt. Die Zustimmung der EU-Kommission zu dem Vergleich zwischen der BNetzA und OPAL Gastransport, Gazprom und Gazprom Export zur vollständigen Nutzung der OPAL-Kapazität wurde für nichtig erklärt. Die Geschichte des Vergleichs ist in Box 1 kurz dargestellt. Die polnische Regierung hatte geltend gemacht, die Gasversorgung Polens sei gefährdet. Durch die höheren Flüsse über Nord Stream 1 und dann die OPAL würden die Flüsse über die anderen russischen Exportrouten (Yamal-Nord, Ukraine) so stark reduziert, dass keine ausreichenden Mengen mehr nach Polen fließen können...

RahmenbedingungenDialogprozess Gas 2030: Entwurf des Ergebnispapieres

Die generelle Botschaft – mit etwas Verzögerung ausgesandt In der letzten Ausgabe von ener|gate Gasmarkt hieß es, der Entwurf des Ergebnispapieres für den Gasdialog 2030 solle am 28. August veröffentlicht werden. Diesen Termin hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) nicht gehalten. Am 11. September wurden die 33 Seiten mit dem Titel „Dialogprozess Gas 2030 – Erste Bilanz“ dann endlich veröffentlicht.

Grundsätzlich zeigten sich Vertreter der Gaswirtschaft in ersten informellen Bewertungen sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „In dem Papier wird eine langfristige Rolle für gasförmige Energieträger und die Infrastruktur. festgeschrieben“, nannte ein Gesprächspartner gegenüber ener|gate Gasmarkt als entscheidenden Punkt. Ein weiterer wichtiger Punkt: In dem Papier wird jedem vorzeitigen Ausstieg aus dem Erdgas eine Absage erteilt. „Ein solcher Schritt hätte aber nicht nur enorme Risiken für den Industriestandort Deutschland, sondern auch für die Sicherheit der Energieversorgung insgesamt“, heißt es sehr eindeutig schon in der Einleitung des Berichtes. Bis 2030 wird die Nachfrage eher noch leicht zunehmen...