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Titel der Ausgabe:

Interview mit Bianca Dittmann und Jürgen Fuhlrott zur Marktgebietszusammenlegung

Erscheinungsdatum:
11.09.2019
In dieser Ausgabe:

Sie sind hoffentlich entspannt durch den Sommer gekommen. Das Wetter mit Hitzeperioden, aber auch die Waldbrände in Brasilien haben wieder Diskussionen über den Klimawandel belebt. Da Politik keiner langfristigen Rationalität, sondern kurzfristigen Wählerstimmungen folgt, könnte im September ein eher optisch anspruchsvolles Klima-Gesetzpaket zu erwarten sein. Ob es ein Paket wird, das wirklich zu einer Erreichung von Klimazielen bei einem effizienten Mitteleinsatz führt, bleibt nur zu hoffen.

Ich habe diese Ausgabe genutzt, um alles aufzuarbeiten, was mir in den letzten Monaten zum Thema „grüne Gase“ in die Finger gekommen ist. Ein guter Anlass war im Juli die Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums, welche Power-to-X-Reallabore gefördert werden. Es sind mehr als gedacht. Ich bin nicht so sicher, ob das wirklich eine gute Nachricht ist, weil dies die Fördermittel je Projekt für den CAPEX deutlich reduziert. Aber es soll eine zusätzliche OPEX-Förderung geben. Und wenn die beteiligten Unternehmen die Projekte dennoch umsetzen, hat das Ministerium weise entschieden. Ich finde es insgesamt bemerkenswert, wie selbstverständlich das Thema grüne Gase/Wasserstoff in etlichen Ministerien geworden ist...

Thema des Monats: Interview mit Bianca Dittmann und Jürgen Fuhlrott zur Marktgebietszusammenlegung

Das Projekt „marco“ (market area convergence) der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) ist mittlerweile rund eineinhalb Jahre alt. Der ener|gate Gasmarkt hat das erste Mal im Mai vergangenen Jahres (Ausgabe 05/18) über das Projekt berichtet und dann versucht, die Entwicklungen regelmäßig zu begleiten. Anfangs war der Prozess der FNB stark nach innen gerichtet, eine externe Kommunikation fand kaum statt. Dies hat sich mittlerweile deutlich geändert. Erwartungsgemäß hat sich die Frage der Kapazitätsbereitstellung in dem neuen Marktgebiet als das kritischste Thema des gesamten Prozesses erwiesen. Im Februar hatten die FNB bei ihrem ersten Workshop am Rande der E-world das Kapazitätsmodell NewCap vorgestellt. Zentrales Ergebnis: Nur 22 Prozent der FZK-Entry-Kapazität aus dem Netzentwicklungsplan (NEP) 2018–2028 können auf Basis des physischen Netzes in einem gemeinsamen Marktgebiet noch als FZK an den Entry-Punkten in einem gemeinsamen Marktgebiet dargestellt werden (ener|gate Gasmarkt 03/19). Mögliche Lösungen hatten die FNB gleich mitgeliefert: Marktbasierte Instrumente (MBI) sollen für vergleichsweise kleines Geld die fehlende physische Austauschkapazität zwischen den beiden aktuellen Marktgebieten kompensieren. Als MBI haben die FNB zwei netz- oder transportbasierte Instrumente und ein Handelsinstrument vorgeschlagen:

• Wheeling, also den Kurzstreckentransport zwischen zwei benachbarten Flanschen über das Netz eines angrenzenden ausländischen FNB.

• Langstreckentransport über Drittnetze, also die Verbindung von zwei Grenzübergangspunkten durch den längeren Transport durch das Netz eines angrenzenden ausländischen FNB. 

• Spread-Produkt, also der simultane Kauf- und Verkauf von Gas vor und hinter einem Engpass über eine Börsenplattform. Bianca Dittmann von GASCADE und Jürgen Fuhlrott von Open Grid Europe sind die Sprecher des marco-Projektes. Beide arbeiten schon sehr lange für ihre Unternehmen (auch wenn die Unternehmensnamen sich zwischenzeitlich geändert haben) und beide verfügen über viel Erfahrung auch in der Bildung und Zusammenlegung von Marktgebieten (es ist ja nicht die erste Zusammenlegung in Deutschland). ener|gate Gasmarkt hat mit ihnen über die verschiedenen Aspekte des Prozesses gesprochen.

2. Rahmenbedingungen2.2 Grüne Gase / Wasserstoff

Unter dem Oberbegriff „Grüne Gase“ werden mittlerweile in der Regel alle Produkte subsumiert, die im gasförmigen Zustand durch Leitungen (und verflüssigt mit Schiffen) transportiert werden und CO2-frei, oder zumindest CO2-arm sind. Dies bedeutet aber nicht, dass sich die Akteure der Unterschiede und ihrer Implikationen nicht bewusst sind. In Ausgabe 06/19 hatte ener|gate Gasmarkt eine Grafik mit einer entsprechenden Klassifizierung gezeigt (Abbildung 4 in der genannten Ausgabe). Aber zur Berichterstattung an dieser Stelle reicht der Begriff Grüne Gase. Das Thema hat Konjunktur, die Zahl der Initiativen, Studien und Vorschläge zur Ausgestaltung der Rahmenbedingungen wird langsam unüberschaubar. Dennoch gibt es im Folgenden einen Überblick über neuere Publikationen und Vorschläge:

Quote für Grüne Gase

In der Februarausgabe dieser Publikation hatte Patrick Graichen, der Direktor des Think-Tank Agora Energiewende, die Gaswirtschaft aufgefordert, sich für eine Quote für Grüne Gase im geplanten Klimaschutzgesetz einzusetzen. Damit könne die Branche ernsthaft ihre Unterstützung für Grüne Gase dokumentieren. Im Mai hat Agora Energiewende diese Überlegung – unbemerkt von ener|gate Gasmarkt – in seine 15 Eckpunkte für das Klimaschutzgesetz aufgenommen. 2021 sollen Händler, die Endkunden beliefern, 0,5 Prozent „grünen“ oder „blauen“ Wasserstoff bilanziell dem Erdgas beimischen. Bis 2030 soll die Quote auf zehn Prozent steigen.